Werke folgender Komponisten wurden durch die Kammervereinigung Berlin uraufgeführt:


  • Victor Bruns
  • Wolf Burbat
  • George Dreyfus
  • Jean Francaix
  • Joachim Gruner
  • Michael Jan Haase
  • Gabriel Iranyi
  • Stefan Lienenkämper
  • Karl Heinz Wahren
  • Peter Weirauch
  • Hannes Zerbe


    Victor Bruns

    “Ich bin kein extremer Komponist, das Musikantische ist für mich immer primär. Darum ist in der Art wie ich schreibe - virtuos und verständlich dabei - das Thematische immer die Grundlage”.

    Geboren am 15.August 1904 in Ollila nahe St.Petersburg. Seine Vorfahren (deutscher Abstammung) waren zu Zeiten des Zaren Peter I. nach Russland ausgewandert. Obwohl Victor frühzeitig begann, Klavier zu spielen wollte er nach Ausbildung und Abitur an einer deutschen Schule nicht Musik, sondern Naturwissenschaften studieren. In einem Studentenorchester wurde gerade ein Fagottist gebraucht, und so nahm Bruns kurzentschlossen Fagottunterricht. 1924 begann er, am Leningrader Konservatorium Musik zu studieren. Nebenbei sammelte er erste Erfahrungen in einem Kinoorchester.

    In diese fallen Bruns' erste Kompositionsversuche - mit Erfolg, so daß er begann, Komposition zu studieren. Sein Lehrer war Wladimir Tscherbatschow, der (wie Schostakowitsch auch) ein Schüler von Maksimilian Steinberg war, und dieser wiederum Schüler und Schwiegersohn von Rimski- Korsakow. Auch während seiner Zeit als Fagottist am Leningrader Theater für Oper und Ballett (1926 - 1937) komponierte Victor Bruns nebenbei. Vorbilder: Prokowjew und Strawinsky, aber auch Bartok und Hindemith.

    1937 erfolgte die Ausweisung der “reichsdeutschen” Familie. Victor Bruns siedelte (nur mit einem Koffer und seinem Fagott) nach Berlin über, wo er - nach einer Zeit als Notenschreiber - eine Fagottisten-Stelle an der Berliner Volksoper bekommen konnte. 1944 wurde das gesamte Orchester mitsamt Familien nach Schlesien verlegt und kurze Zeit später zum Militär eingezogen. Nach dem Einsatz an der Ostfront folgte die Kriegsgefangenschaft, sie konnte Bruns nur aufgrund seiner Sprachkenntnisse (er war als Dolmetscher unverzichtbar!) überleben.

    Nach der Heimkehr konnte Bruns 1946 eine Stelle an der Staatskapelle Berlin antreten, wo er bis zu seinem 65. Lebensjahr als Fagottist tätig war. Gleichzeitig begann er, bei Boris Blacher an der seine Kompositionsstudien fortzusetzen. Blachers Einfluß, vor allem in rhythmischer Hinsicht, ist denn auch in allen Werken der folgenden Zeit unverkennbar. Neben dem Dienst in der Oper entstand ein großer Teil seiner Werke, und so wurde er im Ballettschaffen der DDR in den 50-er und 60-er Jahren richtungsweisend. Seine Ballette “Das Recht des Herrn” (1953), “Das Edelfräulein als Bäuerin” (1955) und die “Neue Odyssee” (1957, unter Horst Stein) wurden an der Berliner Staatsoper, also jenem Haus, dessen Orchester er selbst angehörte, mit großem Erfolg uraufgeführt.

    Neben den Bühnenwerken beschäftigte Bruns sich intensiv mit der Instrumentalmusik (14 Solo-Konzerte, 4 Sinfonien, eine Sinfonietta und viele Sonaten und Kammermusik-Werke). Als logische Konsequenz und gleichzeitig Verbindung der Arbeit an zwei Werkgattungen ist das Konzert für Bläserquintett und Orchester (op.85) anzusehen.

    Mit seiner Pensionierung 1969 konnte Victor Bruns sich mit ganzer Kraft seiner kompositorischen Tätigkeit widmen. Ein halbes Jahrhundert selbst als Instrumentalist tätig, versteht Bruns es, Technik, Stil und Aussage mit den Charakteristika, den Vorzügen und Schwierigkeiten der Instrumente in Einklang zu bringen. So bleibt die Musik trotz aller Virtuosität immer instrumentengerecht, schöpft aber die Ausdruckspalette der verwendeten Instrumente genauso weit aus, wie es Bruns' selbst auferlegte Eingrenzung in die aus heutiger Sicht eher als konventionell zu bezeichnenden Stilmittel eben erlaubt.

    Victor Bruns starb 1996 im Alter von 92 Jahren in einem Berliner Altersheim.

    Die Kammervereinigung Berlin spielte am 29.9.2001 anlässlich der Tagung der International Double Reed Society in Würzburg die Uraufführung seines Holzbläserquartettes op.18.
    Darüber hinaus gehört das Bläserquintett op.16 (während der Zeit seiner Studien bei Boris Blacher entstanden und vielleicht eines seiner heute bekanntesten Werke) seit Gründung unseres Ensembles zum festen Repertoire-Bestandteil. Ebenso - aber leider viel zu selten gespielt! - das Konzert für Bläserquintett und Orchester!
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    Wolf Burbat
    ...studierte nach dem Abitur zunächst Mathematik und war dann einige Jahre als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster tätig. Daran anschließend klassisches Flötenstudium in Münster und privater Jazzunterricht bei Dave Liebman, Bob Berg und Hai Galper in New York. In den siebziger und achtziger Jahren intensive Konzerttätigkeit als Jazzmusiker in eigenen Gruppen (u.a. Frankfurter Quartett für Improvisation, Katamaran, Die chromatischen Phantasten): Internationale Festivals, diverse Platten und CDs, Zusammenarbeit mit der "Gruppe Neue Musik Berlin", Leitung von Workshops bei den Darmstädter Tagen für Neue Musik und Musikerziehung, Studio- und Theatermusiker (u.a. am Berliner "Theater des Westens"), Komponist von Theater- und Hörspielmusik sowie Kammermusik.

    Von 1980 bis 1992 arbeitete er an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er den Studiengang Jazz maßgeblich entwickelte und als Theorie-, Arrangement- und Saxophonlehrer aufbaute. Seine Erfahrungen als Musiker und als Lehrer sind in sein Buch „Die Harmonik des Jazz" eingeflossen, das schon kurz nach dem Erscheinen als Standardwerk angesehen wurde. Seit 1991 ist er an der Folkwang-Hochschule in Essen als Professor für Musiktheorie in den Bereichen Musical und Jazz sowie Ensembleleitung tätig. Von 2000 bis 2002 darüber hinaus in der Funktion des Prorektors.

    Seit den neunziger Jahren wendet sich Wolf Burbat verstärkt der Komposition von Kammermusik zu. Das Bläserquintett entstand 2001. Es basiert auf Themen, die der Komponist in seinen Jazzgruppen als Vorlage zur Improvisation verwendet hatte: im ersten Satz auf einem Chanson von Guillaume de Machaut (1300-1377), in den übrigen Sätzen auf eigenem Material. Doch während in den Jazzgruppen improvisiert wurde, ist hier alles auskomponiert mit dem Ziel, eine musikalische Dichte und Schlüssigkeit zu erlangen, wie sie in improvisierter Musik nur selten gelingt. Dabei greift das Werk die Musizier- und Spielfreude der klassischen Bläserquintettliteratur auf.

    Die Kammervereinigung Berlin - der dieses Stück auch gewidmet ist - spielte am 14.12.2002 in Lauterbach die Uraufführung seines Bläserquintettes.
    Weitere Aufführungen :
  • 18.4.2004 in Düsseldorf
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    George Dreyfus
    Australischer Komponist und Dirigent deutsch-jüdischer Herkunft, geboren 1928 in Wuppertal. Er erhielt seine Ausbildung am University Conservatorium of Music in Melbourne und war 1948-1964 als Fagottist bei mehreren Theaterorchestern und beim Melbourne Symphony Orchestra tätig. In jüngerer Zeit weilt er häufig in Europa zu Aufführungen und Vorträgen.

    In seinem Werkverzeichnis finden sich die Oper Garni Sands (1966), die Kinderopern Song of the Magpole (1968) und The Takeover (1969) und das Ballett The Illusionist (1965), ferner Kammermusik, darunter zwei Bläserquintette, das Chorwerk Homage to Stravinsky (1968) und die Galgenlieder nach Morgenstern für Bariton und Kammerensemble (1957).

    Die Kammervereinigung Berlin spielte am 23.11.2003 in Berlin gemeinsam mit Hans-Jürgen Schatz die Uraufführung seines Werkes "Die Zeit fährt Auto" (Drei Kästner-Gedichte für Bläserquintett und Sprecher).
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    Jean Francaix

    Jean Françaix wurde am 23.5.1912 im französischen Le Mans geboren. Aus einer Musikerfamilie stammend (sein Vater war Komponist, Pianist und Direktor des Konservatoriums in Le Mans, seine Mutter Gesangslehrerin und Gründerin eines renommierten Chores), erhielt Jean Françaix seine erste Ausbildung im Elternhaus, bevor er seine Studien am Pariser Conservatoire fortsetzte. Schon bald ausgezeichneter Pianist, wurde ihm 1930 ein erster Preis in der Klavierklasse von Isidore Philipp verliehen.

    Nach Kompositionsstudien bei Nadia Boulanger veröffentlichte er mit 21 Jahren das "Concertino für Klavier und Orchester", mit dem er 1936 beim Kammermusikfest in Baden-Baden erste internationale Anerkennung erlangte. Seitdem erweiterte er sein Werk stetig: es entstanden Opern, Ballette, Orchesterwerke sowie Solokonzerte, Filmmusik und Vokalwerke. Besonders intensiv wandte er sich dem Bereich der Kammermusik zu. Bis kurz vor seinem Tod 1997 in Paris nahm Jean Françaix aktiv am Musikleben teil - oft mit seiner Tochter Claude als Partnerin am Klavier. Unter den zahlreichen Ehrungen seien die jüngsten stellvertretend genannt: Verleihung des Titels "Officier de la Légion d’Honneur"(1991), Ernennung zum "Commandeur de l’Ordre du mérite culturel" des Fürstenhauses Monaco (1993) und zum "Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres" (1994) sowie der "Prix Arthur Honegger", mit dem Jean Françaix mehrfach ausgezeichnet wurde.

    Besuchen Sie auch die Homepage von Jean Françaix http://www.jeanfrancaix.org

    Die Kammervereinigung Berlin spielte gemeinsam mit gleichgesinnten Kammermusikpartnern am 17.Juli 2005 bei den Burghofspielen Eltville die Uraufführung der "Trois danses d'après Richard Strauss" für 10 Bläser. Dieses Projekt wurde möglich gemacht durch die Hilfe unseres langjährigen Freundes und Beraters Klaus Rainer Schöll.
    Darüber hinaus gehören natürlich die beiden Bläserquintette und die Sextette (Bläserquintett plus Baßklarinette sowie "L'heure du Berger" mit Klavier, alle vier Werke von uns auf CD aufgenommen), sowie das Quartett und das Trio zum immer wieder gern gespielten Teil unseres Repertoires!
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    Joachim Gruner
    Der gebürtige Berliner Joachim Grüner studierte von 1953 bis 1958 an der Hochschule für Musik in Berlin-Charlottenburg Klavier, Schlagzeug und Komposition u. a. bei Ernst Pepping und Boris Blacher. 1958 trat er bei der Staatskapelle Schwerin sein erstes Engagement als Schlagzeuger an, wechselte 1959 an die Städtischen Bühnen Erfurt und war von 1962 bis Ende 1998 als Schlagzeuger Mitglied des Orchesters der Komischen Oper. Als Komponist ist Grüner kontinuierlich mit größeren Arbeiten hervorgetreten. Zu seinen frühesten Kompositionen gehören das 1962 entstandene „Concertino für Orchester", die „Musik für Blechbläser, Schlagzeug und Streicher" (1964) sowie eine Reihe von Kammermusiken. 1972 wurde als Auftragswerk der Komischen Oper die Oper für Kinder „Von einem Jungen, der den Wald entdeckte" erfolgreich uraufgeführt. Ihr folgte zwei Jahre später die Oper „Das kalte Herz". Unter den Kammermusiken überwiegen Kompositionen für Blasinstrumente. Besondere Aufmerksamkeit rief Grüner mit einem Zyklus von Solokonzerten für alle im Orchester präsenten Blechblasinstrumente hervor. Viele Stücke dieses Zyklus', der u. a. zwei Trompetenkonzerte und ein Tubakonzert umfaßt, waren Auftragswerke großer Orchester, etwa der Berliner Staatskapelle, des Gewandhausorchesters Leipzig, der Dresdner Philharmonie und auch der Komischen Oper Berlin. Als letztes Werk dieser Reihe kam 1996 das „Konzert für Horn und Orchester" mit Bodo Werner und dem Orchester der Komischen Oper unter Leitung von Shao-Chia Lü zur Uraufführung.

    Das "Bläserquintett Plus - für sechs Spieler" von Joachim Grüner, das im Konzert zum 15-jährigen Bestehen der Kammervereinigung Berlin seine Uraufführung erlebte, ist ein heiter-aufgelockertes Stück im parlierenden Ton. Der Titel Bläserquintett Plus verweist auf den Einsatz des Kontrafagotts, das die klassische Quintettbesetzung um ein tiefes Register ergänzt. Durch seinen näselnden Klang trägt es zur heiteren Stimmung des Werkes bei, es verleiht ihm geradezu - so der Komponist - „skurrile" Momente. Das Quintett verläuft im schnellen Tempo; es enthält nur wenige Ruhepunkte, die sich aus den Instrumentenwechseln ergeben. Es besteht aus drei Teilen, die jedoch attacca unmittelbar ineinander übergehen. Die Kammervereinigung Berlin regte das Stück bei Joachim Grüner an. Der Komponist konzipierte es im Hinblick auf das virtuose Spiel des Ensembles und auf die Individualitäten der einzelnen Spieler.

    Die Kammervereinigung Berlin spielte am 8.Juni 1999 in Berlin gemeinsam mit Stanislav Riha (Kontrafagott) die Uraufführung von "Bläserquintett plus..."
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    Michael Jan Haase
    1954 in Duderstadt geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung in Hamburg, Frankfurt und den USA. Von Anfang an sehr vielseitig orientiert, studierte er Schulmusik, Dirigieren, Klavier und Komposition (bei György Ligeti). Nach dem Studium war er musikalischer Leiter am Schauspiel in Kiel und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (bei Peter Zadek). Seit 1988 arbeitet er ausschließlich als freischaffender Musiker und Komponist. Er hat sowohl zahlreiche Theatermusiken für Produktionen an großen deutschen Theaterhäusern komponiert, als auch viele Film- und Hörspielmusiken geschrieben.
    Die Kammervereinigung Berlin spielte gemeinsam mit der Pianistin Birgitta Wollenweber am 22.8.1999 beim Schleswig-Holstein Musikfestival in Hasselburg die Uraufführung seines Sextettes "novoleo".
    Weitere Aufführungen:
  • 6.6.2000 in Wellingsbüttel
  • 7.6.2000 in Rissen
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    Peter Weirauch
    Geboren am 30.08.1933 in Polsnitz Mit 10 Jahren Violinunterricht, mit 15 Jahren Gitarre; 1955-60 Studium am Städtischen Konservatorium Berlin (Gitarre, Klavier und Komposition); seit 1962 freiberuflicher Komponist und Bearbeiter.
    Die Kammervereinigung Berlin spielte am 8.6.1999 in der Komischen Oper Berlin gemeinsam mit dem Pianisten Francois Killian die Uraufführung seines Sextettes "Oldtimer Rally", sowie am 25.9.2009 im Konzerthaus Berlin die Uraufführung des Bläserquintettes Nr.3
    Weiterhin warten auf eine Uraufführung: "Blues und Ragtime" für Bläserquintett.
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